Gnocchi? Knödel? Gnödel!

Sommeranfang: zehn Minuten Abendsonne, dann wieder Regenwald
Summer begins today: ten minutes of evening sun and back to rain forest  

Das Wetter ist weiterhin grauenhaft, es erlaubt kein seelenheilendes Schwimmen im Steinsee, dafür treibt es mich in die warme Küche: Marmorkuchen, Quiche, wärmende Suppen... 
Beim Blogsurfen bin ich wieder einmal auf ein perfektes Rumfortrezept gestoßen; solche Rezepte machen mich glücklich, weil sie ein kleines Mosaiksteinchen im großen Kampf gegen das Wegschmeißen sind. 
Für meine Arbeit habe ich gerade über die sinnlose, kriminelle Verschwendung von Lebensmitteln recherchiert - man geht davon aus, dass die Hälfte unserer globalen Nahrung auf dem Müll landet. Frankreich ist übrigens das erste Land, das gesetzlich dagegen vorgeht: seit Mai dürfen Supermärkte keine Lebensmittel mehr vernichten, sondern sie sollen u.a. "Spenden-Abkommen" mit karitativen Einrichtungen eingehen. Es gibt natürlich Läden und Restaurants, die das - oft unter der Hand - schon lange so handhaben. Immer mehr wird das Bewusstsein über den grotesken Umgang mit Nahrungsmitteln auch sehr aktiv durch Blogger verbreitet - man muss nur mal "blogs food waste" googeln.
Heute geht es mir vor allem um altes Brot. Ich hab das noch aus meiner Kindheit so drauf, dass es eine Sünde ist, Brot wegzuwerfen und habe immer ein total schlechtes Gewissen, wenn ich gutes Biobrot einfach nicht mehr essen mag (Kindheitserinnerung: man isst ständig nur altes Brot, weil das frische erst angeschnitten werden durfte, wenn das alte Brot weg ist).
Leider können selbst die Nachbarshühner nur begrenzte Mengen davon essen, und die vielen Pferde bei uns draußen darf man überhaupt nicht füttern.
Also friere ich es ein, ich mache Semmelbrösel und Croutons aus altem Weißbrot, Arme Ritter und Semmelknödel. Aber was macht man mit altem Roggenbrot? Bei uns gab es viel Brotsuppe, und in Portugal entdeckte ich die schmackhafte Sopa Alentejana.
Aber heute gibt es mal Schwarzbrot-Gnocchi:
Im Originalrezept sehen sie gnocchimäßiger aus als bei mir, wo eher große Nocken, oder sagen wir's ehrlich, Knödel draus wurden. Solche Knödel, wie man sie in Südtirol auch immer gerne isst!
Natürlich habe ich mich nicht genau an das Rezept gehalten, aber das muss jede für sich selbst herausfinden.
Ich habe auch keine Rolle gemacht, sondern die Nocken mit Löffel ausgestochen. Und statt Spinat nahm ich "Baby"-Mangold und Rote-Bete-Blätter, die ich gestern auf dem Viktualienmarkt entdeckt habe.
An Guadn! (Guten Appetit, für Nordlichter).
Weather continues to be horrendous, no chance of a healing swim in my favourite lake. Instead, I am spending more time in the warm kitchen: baking a marble cake and a quiche, making warming soups...
On my rambles through the food blogs I recently found a perfect recipe against food waste, something that is close to my heart. Every recipe that uses up leftovers stands for a small step in the fight against food waste. When I researched this topic for an article recently I found out that about half our global food is thrown away! The first country to do something about it is France, which just made it illegal for supermarkets to waste food; instead they have to partner with charities that make use of it. Of course, some restaurants, markets and shops have been doing this for years, but making the grotesque destruction of food illegal carries more real clout.
If you google "blogs food waste", you can see how many food blogs and initiatives are now committed to this struggle.
 
My own private shame campaign has long been throwing away stale bread. Despite growing up with the idea that throwing bread away is a mortal sin, I enjoy the luxury of eating fresh bread rather than always finishing off an old loaf...
I make my own breadcrumbs and croutons, I feed my local chickens and I love a French toast, but what to do with the more common rye and wholewheat bread? 
I remember the bread soups of my childhood, and in Portugal I came across this super delicious Sopa Alentejana, which can be made with any type of bread.
A recent discovery was an Italian recipe for gnocchi made of stale brown bread. OK, so mine turned out more like dumplings, but they are still quite delicious.
Cut about 300g of wholemeal bread into small cubes, 
Leave the bread to soak in 200ml milk, add a pinch of salt
Wilt two or three handfuls of fresh spinach (I used baby chard and beetroot leaves) with a knob of butter and a cupful of grated parmesan
Add this to the softened bread, mix in an egg and about 100g flour (or enough to make a firm mixture)
Now boil water in a large saucepan, form gnocchi with a large soup spoon and drop them in the pan
They are done when they float to the surface.  
***
I ate them with browned butter and grated parmesan, but you could also try them with a tomato sauce.

Comments

  1. Bravo! Bauernbrot-Resteverwertung. Das werde ich mir abspeichern. Nicht daß bei uns viel weggegeben wird - eigentlich fast gar keines. Mr. B. liebt RICHTIG altes, knochentrockenes Brot. Dieses schneidet er dann auf der Brotschneidemaschine......Danach kann ich jedesmal die Küche durchsaugen. Aaaber, dank Deiner sauguten Gnödel - ich bin ja Fränggin ;) -, kann der Staubsauger jetzt öfter in der Ecke bleiben :)

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  2. Grandios - Ilse!Die info und das Rezept! Wenn ich jemals- nach meinem Erdenleben- für irgendwas mal gelobt werden sollte, dann für meinen respektvollen Umgang mit Nahrungsmitteln - ich glaube, es sind die selben Geschichten (vom weggeworfenen Brot), mit denen uns der Lehrer Goßler geprägt hat - das ist ihm wirklich nachhaltig gelungen!! Toll auch das Bild vom bayrischen Sommerwetter bzw. Regenwald. vielleicht noch ein wärmendes Sonnwendfeuer? Liebe Grüße vom Tr.

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  3. Wie immer freue ich mich über Bilder und Texte bei dir. Zum Sommeranfang musste auch noch herzhaft lachen. Danke für die Heile-Medizin.

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  4. Mir erging es genau so. Es war bitter kalt und die Kälte trieb mich in die Küche. Mein Beitrag dazu kommt aber erst am Dienstag.
    Und mir geht es genau wie Dir, ich mag keine Lebensmittel wegwerfen. Mindestens in einer Suppe oder einem Salat finden alle Reste noch eine Verwertung.
    Diese Brotgnocchi oder Brotnockerln sehen phantastisch aus und ich kann sie mir gut vorstellen. Sobald ich wieder altes Brot habe, koch ich mir das auch.

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  5. Gerade die Tage hörte ich im TV, wie viele Lebensmittel allein in Deutschland vernichtet werden. Da war ich wieder einmal sprachlos.
    Ich weiß, dass ist eine naive Frage (und natürlich rhetorisch gemeint), aber wie kann es sein, dass soviel Essen / Lebensmittel in der Welt vernichtet wwerden und überall auf der Welt - auch in Deutschland - herrschen Hunger und Durst.
    öfter ändere ich meine Ernährung. Meine Freundinnen und Bekannte haben das Pech :O), dass ich sie dann nötige meine - unangebrochenen bzw. noch guten - Waren aufzubrauchen.
    Brot friere ich frisch ein und toaste es bei Gebrauch. Das schmeckt sehr gut und bei mir kommt zumindest kein Bio-Brot um bzw. bleibt über. Was schade ist, denn dann kann ich keine Gnödel machen. *lach*
    Grüße
    Oona

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  6. Sehr interessant. Wir sind halt so großgezogen worden. Ich bemerke in meiner Umwelt auch immer fassungsloses Staunen, wenn ich Lebensmittel nicht wegwerfen will und kann. Es ist doch alles so preiswert, da kann man doch mal ...
    Die Nockerln klingen sehr lecker.

    Lilith

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  7. Liebe Ilse,
    habe ich gestern gleich verwerten können, dein rezept!
    Danke dafür!! allerdings wurden es dann bei mir Kasknödel mit Rahmgurken.
    Weil das halt da war.
    Und lecker!
    Liebe grüße aus den bergen,
    Doris
    PS:"man isst stets altes brot, weil man das frische erst anschneiden darf, wenn das alte weg ist." Genau!! Ich lache heute noch über deine treffsicherheit!
    Lg, D.

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